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B = H ? So ist es zu zwei verschiedenen Bezeichnungen gekommen (deutsch)

Uns erreicht oft die Frage, warum wir denn keine weiße b-Taste in unserem Shop haben. Natürlich haben wir diese Taste, nur hat diese zwei verschiedene Bezeichnungen, weshalb sie manchmal nicht auf anhieb gefunden wird.
Wir haben uns dies als Anlass genommen, der Sache näher auf den Grund zu gehen. In diesem Beitrag erklären wir euch warum es so eine hohe Verwechslungsgefahr bei dem Ton „b“ gibt und warum wir in Deutschland einen anderen Notennamen verwenden. 

Die „Legende“ 
Es kursiert eine Legende unter Musikern die besagt, dass die zwei verschiedenen  Notenbezeichnungen durch einen Abschreibfehler entstanden sind. Undzwar soll das Ganze durch einen Mönch im Mittelalter passiert sein, welcher seine Stücke angeblich so unleserlich niedergeschrieben hatte, dass viele Abschreiber das „b“ als „h“ gedeutet haben. Dieser Schreibfehler soll sich dann im Laufe der Zeit in einigen Regionen ungewollt etabliert haben und so soll es zum Notennamen „h“ gekommen sein. Diese nette Legende ist jedoch FALSCH, denn das Phänomen ist etwas komplizierter. 

Die verschiedenen Tonbezeichnungen 
In Deutschland, Russland, Polen und den skandinavischen Ländern wird die weiße Taste vor dem C als „h“ bezeichnet. Im englischsprachigen Raum heißt dieser Ton allerdings „b“. In Deutschland, Russland, Polen und Skandinavien wird die schwarze Taste vor dem C wiederum als „b“ bezeichnet, während derselbe Ton sich in den englischsprachigen Ländern „ B♭“ (ausgesprochen „B - flat“) nennt. Hier haben wir das Ganze nochmal für euch veranschaulicht: 

Tipp: immer darauf achten aus welchem Land das Lied kommt, was man gerade spielt. Anhand dessen weiß man welcher Ton bzw. welcher Akkord genau mit „b“ gemeint ist, Und bei der Suche nach Ersatztasten in unserem Shop gilt am besten immer mit beiden Bezeichnungen suchen. 

 

Die Entstehung der Notenbezeichnungen
Die unterschiedlichen Notenbezeichnungen sind nicht von heute auf morgen entstanden sondern haben sich durch einen langen Prozess entwickelt. Kurz gesagt: das Ganze hängt mit der Entwicklung von Halbtonschritten zusammen. 
Im Mittelalter klang die Musik ganz anders als heute und war bei weitem noch nicht so vielseitig und ausgereift. Es gab anfangs noch keine Versetzungszeichen, also noch keine schwarzen Tasten. Jegliche Musik wurde nur mit den Stammtönen C, D, E, F, G, A und B gespielt. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass die Grundtonleiter nicht wie heute mit dem C anfing sondern auf dem A.
Als man begann Musik zu notieren hat man nicht sofort das Notensystem mit 5 Linien verwendet, da dies erst viel später entwickelt wurde. Stattdessen hat man sich mit Buchstaben beholfen um die Töne aufzuschreiben. Im ersten Schritt mussten man den Tönen dafür Bezeichnungen geben und dabei ist man einfach alphabetisch vorgegangen. Es wurde mit dem Ton, den wir heute auch noch als A kennen, angefangen und dann ging es systematisch weiter mit B, C, D, E, F und G. Das erscheint natürlich logisch und an dieser einfachen Tatsache kann man schon feststellen dass die ursprüngliche Bezeichnung für den Ton vor dem C „b“ und nicht „h“ lautet.

Zwei Varianten des Tons „b“ entstehen 

Aber wie ist es nun dazu gekommen das wir diesen Ton in einigen Ländern als „h“ bezeichnen? Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Musik weiter und begann komplexer zu werden. Man hat zunächst nur für den Ton „b“ angefangen zwei verschiedene Varianten zu etablieren. Es wurde eine tiefere Variante eingeführt, welche heute der schwarzen Taste vor dem C entsprechen würde. Die tiefe Variante des Tons „b“ wurde als B-Rotundum bezeichnet und die hohe bzw. ursprüngliche Note als B-Quadratum. 

Da es, wie bereits erwähnt, im Mittelalter noch kein Notensystem gab sondern nur Niederschriften in Buchstaben, wurden die unterschiedlichen Varianten von „b“ folgendermaßen unterschieden:

  • das B-Rotundum wurde mit einem runden Bauch verschriftlicht (♭) 
  • das B-Quadratum mit einem eckigen Bauch (♮)

Ihr seht das B-Quadratum sieht aus wie das Auflösungszeichen und tatsächlich hat dieses auch hier seine Abstammung. 

 

Wie aus ♮ ein „h“ wurde  

Als man angefangen hat Noten zu drucken, fehlte den Druckereien oftmals die Druckplatte für das ♮- Symbol und man behalf sich mit einem kleinen „h“ aufgrund der Ähnlichkeit. Dadurch etablierte sich letztendlich der Notenname „h“ in Deutschland, Skandinavien und im westslawischen Raum. 

Zusammengefasst:
Letztendlich hat sich die Notenbezeichnung „h“ durch den Druck entwickelt, bzw. durch eine fehlende Druckplatte für das B-Quadratum (♮). Jedoch hat sich diese Bezeichnung nicht in jedem Land durchgesetzt, was zu einer uneinheitlichen Benennung geführt hat.
Wir hoffen wir konnten etwas Licht ins Dunkel bringen und euch bei der Tastensuche weiterhelfen. 

 

 

 

Source:
Joseph Franz Schwanenberg: Gründliche Abhandlung über die Unnütz- und Unschicklichkeit des H im musikalischen Alphabete nebst e. Anmerkung, die künstlichen Töne betreffend. Wappler, Wien 1797 

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  • Bemerkung am Rande

    Eigentlich in Osteuropa/UdSSR-Raum sind nicht die Bezeichnungen C-D-E-F,,, sonder Do-Re-Mi-Fa-Sol-La-Si ueblich.

  • An 'intermediate' system is in use in the Netherlands

    In at least some musical literature from the Netherlands B flat is known as 'Bes' and B natural as 'B'. All the other degrees of the scales are as in the German system. B double flat (the commonest of the double flats in musical notation) as 'Beses' (in German 'Bes')

    In effect this system combines the symmetry of the English-French-System with an otherwise German system.